Narrenzunft Stegstrecker Pfullendorf

Die Vielfalt hat mit den Jahrzehnten zugenommen: Welche Fasnachtsfiguren und Gruppen es bei den Stegstreckern heute gibt.

Der Narrenrat

An der Spitze der Zunft steht der Zunftmeister mit dem Narrenrat, der sich aus dem Vorstand und bis zu elf Narrenräten zusammensetzt. Früher hieß dieses Gremium „Elferrat“. Das Häs des Narrenrats hat sich in den letzten 50 Jahren verschiedentlich geändert. Zuletzt wurde 1981 die Festtracht des Linzgaubauers durch das neue Häs ersetzt, das seinen Ursprung im Ratsgewand mit einem gewissen spanischen Einschlag hat.

Die Narreneltern

In Pfullendorf haben die Narreneltern eine lange Tradition – schon bei der Gründung der Narrengesellschaft 1856 traten sie auf. Die Narrenmutter ist nach altem Brauch ein Mann. Er trägt die weibliche Linzgautracht mit Radhaube. Der Narrenvater kleidet sich mit einem frühen Biedermeierkostüm mit schwarzer Samtbundhose, dunkel- blauem Gehrock mit Samtkragen und einem grauen Filzhut. Aktuell verkörpert Thomas Hiestand die Narrenmutter, Narrenvater ist Thomas Obert.

Der Narrenbolizei

Er führt bei jedem Umzug die Pfullendorfer Narren an – und sorgt für Ordnung. Der Bolizei, wie der Narrenpolizist hier genannt wird, trägt ein Häs nach Art des badischen Ortspolizisten. Er hat lange, weiße Hosen mit roten Biesen und darüber einen grünen Waffenrock mit roten Ärmelaufschlägen. Dazu trägt er eine grün-rote Schirmmütze mit einem großen weißen Schild, einen Polizeisäbel am weißledernen Bandelier sowie eine große Büttelschelle. Der Narrenbolizei wird traditionell durch einen Mann verkörpert. Den Bolizei gibt es seit 125 Jahren als Narrenfigur. Seit 25 Jahren trägt Walter Roßknecht das Häs. Damit ist er vermutlich der bislang dienstälteste Narrenbolizei der Zunft.

Die Schnellergilde

Der Schneller ist als Fuhrmann aus dem 19. Jahrhundert gekleidet. Er trägt den blauen Fuhrmannskittel, wie er auch heute noch in Südtirol getragen wird. Dazu eine Reithose und Schaftstiefel mit schwarzer Zipfelmütze. Sein Handwerkszeug ist die zwischen drei und vier Meter lange Karbatsche, mit der er laut schnellt. Er ist wohl auch die älteste Figur der Pfullendorfer Fasnet. Die Schneller kündigen traditionsgemäß an Dreikönig um 12 Uhr die fünfte Jahreszeit an. Ab diesem Zeitpunkt wird in Pfullendorf an allen Ecken und Enden bis Fasnetsdienstag, 24 Uhr, geschnellt.

Die Hänsele

Die Hänsele sind die bunteste Narrenfigur – und ebenfalls relativ alt. Sie ist seit Ende des 19. Jahrhunderts in der Fasnet anzutreffen. Sowohl Männer wie auch Frauen stecken unter dem Plätzlekleid. Ursprünglich war es eine einfache Verkleidung: Sie bestand aus einem gewöhnlichen Anzug mit aufgenähten, bunten Plätzle und Geflitter. Heute besteht das Häs aus rund 1200 gleichmäßig geschnittenen Filzstücken. Das Hänsele verdeckt sein Gesicht mit einer Stoffmaske mit Plätzle in den Stadtfarben rot und weiß. Am Häs sind Schellen eingenäht. Das Hänsele führt eine Saubloter mit sich. Seit 1928 gibt es eine organisierte Hänselegruppe.

Die Hexen

Die Hexengruppe gibt es seit 1947. Nach internen Streitigkeiten in den Anfangsjahren werden nur noch Männer aufgenommen. Jedes Häs hat den selben Schnitt, ist aber – was Farbe und Muster angeht – ein Unikat. Es besteht aus Rock, Bluse, Schürze und Kopftuch sowie einem weißen Unterrock und einer Unterhose mit Spitzen und Ringelsocken. Strohschuhe und Besen werden selbst gemacht. Eine Besonderheit: Die Pfullendorfer Hexen tragen noch immer eine von Gruppenmitgliedern selbst hergestellte Maske aus Pappmaché, wie es früher viele Fasnetsgruppen hatten.

Die Nidlergruppe

Die Nidler wurden im Jahr 1976 als reine Frauengruppe gegründet. Sie erinnern an die sogenannten Nidelnächte, die es den Chroniken zufolge auch in Pfullendorf gab. Junge Burschen klopften in den Nidelnächten in der Vorweihnachtszeit mit Stangen gegen die Fenster und begehrten damit um süßes Gebäck – sogenannte Nideln. Sie trugen bei ihren Umtrieben auch Kapuzen. Die Nidler tragen eine braune Hose und einen beigen Kasak, am Oberteil sind kleine Glöckchen angenäht. Sie tragen eine Glattlarve aus Holz und einen Fuchsschwanz. Der Nidler hat zudem einen Stock aus Haselnuss bei sich.

Die Schaalweiber

Die Gruppe gibt es offiziell seit dem Jahr 1998. Der Ursprung der „Schaalweiber“ reicht aber zurück in die Zeit um 1850. Zwischen den Weltkriegen tauchen Schaalweiber ebenfalls auf – da als reine Schnurrerfigur. Das Schaalweib trägt einen langen schwarzen Rock, ein schwarzes Oberteil und einen Umhang aus edlem Wiener Tuch in unterschiedlichen Farben. Dazu Stiefeletten und Handschuhe. Das Gesicht wurde ursprünglich verdeckt mit einer aus mehrfachem Leinen geleimten und bemalten Bergamasker-Larve. Neuerdings wurde diese anfällige Leinenmaske durch eine feine Holzmaske ersetzt.