Andreas Narr
Zunftmeister
Liebe Närrinnen und Narren,
800 Jahre Stadt Pfullendorf – nicht nur für uns Stegstrecker ein Grund zu feiern, aber besonders für uns! Die Fasnet ist und war doch seit jeher ein fester Bestandteil von Pfullendorf.
schon lange vor der Gründung unserer Zunft im Jahr 1856 hat man sie hier in den Wirtshäusern und Gassen der Stadt gefeiert. Genau wie unsere Stadt hat sie dabei viele Veränderungen durch- und überlebt.
„Die schönste Zeit im ganzen Jahr bringt uns der Karneval“, heißt eine Textzeile in unserem Narrenmarsch von 1896 und zeugt damit noch bis heute von einer Zeit, als Fasnet einst modern, mondän und eben auch karnevalistisch sein wollte. Es wurden herrlich große Bälle und Fasnetsspiele abgehalten, unter der Regentschaft des Prinzen Karneval – eine wunderbare Scheinwelt. Vom Karneval will man heute in Pfullendorf nichts mehr wissen – wir feiern Fasnet! Ist das noch zeitge- mäß?
Wir alle leben heute in einem Schmelztiegel der Kulturen. Täglich sind wir in Kontakt mit Menschen, die uns früher fremd gewesen wären und können selbst fast überall auf der Welt leben. Genau darum müssen wir die Fasnet bewahren, da wo sie ihre Heimat hat. Fasnet ist Heimat und durch Fasnet kann Heimat entstehen. Feiern Sie mit uns – „ob arm, ob reich, das ist uns wurst“ – heißt es im Narrenmarsch, ebenso wie „und ist in dulci jubilo (in süßer Freude), ein Narr zur rechten Zeit“ – es ist die rechte Zeit!
Narri Narro!
Roland Wehrle
Präsident der Vereinigung Schwäbisch- Alemannischer Narrenzünfte
Liebe Närrinnen und Narren,
das 800-jährige Stadtjubiläum und 125 Jahre Narrenpolizei sowie die Weltmeisterschaft der Schnellergilde sind ein würdiger Anlass, um mit mehreren tausend Narren das Treffen der Fastnachtslandschaft Bodensee-Linzgau-Schweiz zu feiern. So werden sich am 1. und 2. Februar 2020 viele Narren aus allen Fastnachtslandschaften der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte in der alten Narrenstadt Pfullendorf einfinden, um einmal mehr deutlich zu machen, wie wichtig es ist, die traditionsreichen Fastnachtsbräuche, deren Häser, Masen, Lieder und Verse zu erhalten. Und so wird in Pfullendorf eine der bedeutendsten Kulturstiftungen des deutschen Südwestens, die schwäbisch-alemannische Fastnacht, in ihrer ganzen Vielfalt erlebbar.
Welchen Stellenwert, Anerkennung und Wertschätzung die schwäbisch-alemannische Fastnacht und damit auch die Pfullendorfer Fasnet eingenommen hat, wird durch den Eintrag in das nationale Kulturerbenregister der UNESCO in Deutschand ersichtlich. Die Expertenkommission würdigt die Fastnacht mit allen ihren Erscheinungsformen als kreativen Ausdruck des regionalen kulturellen Erbes, mit einer in hohem Maße identitätsstiftenden und gemeinschaftsbildenden Funktion. Auch dieses Narrenfest trägt dazu bei, als generationen- und schichtübergreifendes Gemeinschaftserlebnis den sozialen Zusammenhang zu fördern.
So grüße ich alle teilnehmenden Zünfte, besonders aber die Närrinnen und Narren der Narrenzunft Stegstrecker, der ich zu den anstehenden Jubiläen ebenso gratuliere, wie der Stadt. Mein Dank gilt allen, die die Fastnacht in dieser traditionsreichen alten Narrenstadt erhalten, leben und weiterentwickeln. Mit einem „in dulci jubilo“ wünsche ich allen Freunden der Fasnet ein glückseliges Narrenfest und entbiete ein herzliches Narri-Narro!
Thomas Kugler
Bürgermeister der Stadt Pfullendorf
Liebe Narren und Besucher,
im Rahmen der Feierlichkeiten zum Festjahr 800 Jahre Stadtrechte der Stadt Pfullendorf veranstalten die Stegstrecker am 1. und 2. Februar 2020 das große Landschaftstreffen der Landschaft Bodensee-Linzgau-Schweiz. Hierzu heiße ich Sie im Namen der Stadt Pfullendorf auf das Herzlichste willkommen.
Die Narretei hat in Pfullendorf eine lange Tradition und ist seit 1856 nachgewiesen. Die Stegstrecker pflegen das närrische Brauchtum in hervorragender Weise und sorgen damit dafür, dass dieses Kulturgut auch in unserer heutigen Zeit erhalten bleibt. In dulci jubilo (in süßer Freude) heißt es unter anderem im Pfullendorfer Narrenmarsch und ist auch das Motto des Landschaftstreffens im Februar 2020. Möge dieses Landschaftstreffen nicht nur ein Fest der Freude, sondern ein Fest der Freunde der Narretei werden.
Den Verantwortlichen der Narrenzunft gebührt Respekt und Hochachtung, ein solch großes Treffen zu organisieren; allen Helferinnen und Helfern sei für deren Einsatz gedankt. Denn ohne ehrenamtliches Engagement und Freude an der Fasnet wäre ein solch großes Ereignis nicht denkbar.
Allen Narren und Besuchern wünsche ich einen harmonischen Festverlauf, vergnügliche und schöne Stunden in der Narrenhochburg Pfullendorf.
Mit einem dreifach kräftigen Narri-Narro grüßt Sie Thomas Kugler.
Winfried Kretschmann
Schirmherr
Wie wurden Sie zum Narr, Herr Kretschmann?
Ministerpräsident Winfried Kretschmann ist Schirmherr der Feiern zum 800-jährigen Pfullendorfer Stadtjubiläum. Uns hat er erzählt, warum er närrisch ist und was er den Stegstreckern für das Narrentreffen wünscht.
Herr Kretschmann, was schätzen Sie an der schwäbisch-alemannischen Fasnet?
Unsere Gesellschaft durchlebt derzeit einen rasanten Wandel. Doch die Fasnet in unserem Land bedeutet ein echtes Stück Identität. Sie gibt uns Halt und Orientierung – und dabei darf man sogar mal so richtig aufs Blech hauen!
Sie bezeichnen sich selbst als „aktiven Narren“. Wie und wo sind Sie mit der Fasnet so richtig in Kontakt gekommen?
Schon als kleinen Hosenscheißer in Spaichingen hat meine Mutter mich in die fantastischsten Kostüme gesteckt. Die Fasnet bedeutet für mich Heimat, sie liegt einfach in meinen Genen.
Sie sind Mitglied der Riedlinger Narrenzunft „Gole“. Haben Sie eigentlich jemals das Froschkuttel-Essen wegen eines wichtigen Termins verpasst?
Seit mehr als vierzig Jahren, mit kurzer Unterbrechung, schlupfe ich schon das Gröschts im Riedlinger Rathaussaal. Eher schwänze ich mal einen Autogipfel der Kanzlerin – zumal der garantiert schlechter organisiert ist als unser traditionelles Froschkuttelessen.
Als Politiker muss man sich ja auch einiges anhören während der Fasnet. Wie gehen Sie damit um?
Ganz entspannt. In der Fasnet darf man schon mal einen raushauen und uns Politikern verbal einen überbraten. Solche Zeiten sind auch wichtig für die Demokratie. In autoritären Systemen wäre das undenk- bar. Selbst in den Vereinigten Staaten fragt man sich derzeit, wie das mit dem Humor ist. Schauen Sie sich nur mal den Trump an: Unironisch von den Schuhen bis zur Dauerwelle.
Ist Humor in der Politik eigentlich verbreitet? Manchmal hat man eher den Eindruck, es fehle etwas am Humor…
Humor wird im politischen Alltag nur selten verstanden. Ich habe einmal ganz flapsig meinen Dienst- wagen als Sardinenbüchse bezeichnet. Kurz danach stand der Zetsche bei mir im Büro und hat geschimpft wie ein Rohrspatz. Dabei weiß doch jeder Narr, dass so ein Daimler keine Sardinenbüchse ist.
Gibt es Entwicklungen bei der Fasnet, die Sie kritisch sehen?
Ich mache mir keine Sorgen, sondern glaube, dass auch in Zukunft Jung und Alt das närrische Treiben jedes Jahr wieder aufleben lassen. Ich bin da zuversichtlich.
Was wünschen Sie den Pfullendorfer Stegstreckern für ihr Narrentreffen?
Allen beim Landschaftstreffen in Pfullendorf wünsche ich ein erlebnisreiches Festwochenende, eine schöne Fasnet und grüße ganz herzlich mit einem kräftigen Narri Narro!