Der Ursprung dieser ikonischen Fastnachtsfigur, gekleidet in einem langen, weißen Hemd und einer weißen Zipfelmütze, ist bis heute umstritten und von zahlreichen Theorien umwoben. Eines ist jedoch klar: Der Hemdglonker ist tief in der schwäbisch-alemannischen Fasnet verwurzelt, wobei Konstanz als seine Heimat gilt.

Eine der ältesten und faszinierendsten Vermutungen verbindet den Hemdglonker mit einem alten Totenkult.
- Täuschung der Geister: Die weiße Kleidung soll die Gestalt von Dämonen angenommen haben, um diese zu verwirren und zu täuschen.
- Das Totenhemd: Höchstwahrscheinlich sollte das weiße Hemd an das Totenhemd erinnern. Man erhoffte sich, damit die zur Erde zurückkehrenden Totengeister abzuschrecken und fernzuhalten.
- Lärm als Schutz: Der ohrenbetäubende Lärm, der alle Hemdglonkerumzüge begleitet – bekannt als Katzenmusik – wird ebenfalls als archaisches Mittel zur Abwehr dieser Geister interpretiert.
In Konstanz, der eigentlichen Wiege des Hemdglonkerumzugs, ranken sich mehrere Geschichten um die Entstehung im späten Mittelalter und in der Neuzeit:
- Das Gelübde (30-jähriger Krieg): Eine Version besagt, dass die Konstanzer während der schwedischen Belagerung im Dreißigjährigen Krieg gelobten, falls die Stadt verschont bliebe, im Hemd zur Wallfahrt nach St. Loretto zu ziehen.
- Der Professoren-Spott (19. Jahrhundert): Eine populäre Erzählung datiert den Brauch auf die 1880er-Jahre: Ein Professor titulierte ältere Schüler bei einer Auseinandersetzung verächtlich als „Hemdglonker“ (kleine Kinder). Die beleidigten Schüler organisierten daraufhin in der Fasnachtszeit einen Protestmarsch im Nachthemd. Der Umzug fand so großen Anklang, dass er beibehalten wurde und sich schnell in der Region verbreitete.
- Die Studenten-Katzenmusik (17. Jahrhundert): Eine weitere Auslegung sieht den Ursprung in studentischen Protesten gegen einen unbeliebten Professor, dem sie Ende des 17. Jahrhunderts zur nächtlichen Stunde ein lärmendes Katzenmusikständchen brachten.
Neben diesen prominenten Geschichten wird der Ursprung auch in verschiedenen jahrhundertelangen Schulfesten vermutet. Es ist wahrscheinlich, dass eine Kombination dieser alemannischen Wurzeln (Totenabwehr) und der Konstanzer Ereignisse (Studentenproteste/Schülerstreiche) die einzigartige Figur im weißen Hemd und der Nachtmütze im Laufe der Zeit geformt hat.
